(Bericht: Cornelia Wiesmeier)

Am 15.12.2019 wird ein vollkommen neues MVV-Tarifsystem eingeführt, welches in Zusammenarbeit des Verkehrs- und Tarifverbundes, den Fahrgästen sowie Verbänden und Politikern erstellt wurde. Das neue System soll vor allem zweierlei erreichen: Es soll EINFACHER und GÜNSTIGER sein –  beides überaus wichtige Faktoren, um eine breite Akzeptanz des ÖPNVs zu erreichen und so klimafreundliche Mobilität weiter zu fördern.
Laut MVV ist dies die tiefgreifendste Reform seit Gründung des Verbundes.

Doch was genau ändert sich? Und worauf sollte man aufpassen?
Die wichtigsten Änderungen des neuen Tarifsystems erklärt dieser nur 2-minütige Film auf YouTube bereits sehr anschaulich.

A. Komplette Änderung des Zonensystems:
Eine der Hauptänderungen ist die Umstellung des bisherigen, komplizierten Konstruktes aus 4 Zonen und 16 Ringen, welches für Einheimische teils herausfordernd, für Touristen schlichtweg nicht erklärbar war. Wesentlich vereinfacht mutet dagegen das neue System an: Es besteht aus 7 Zonen (M: Stadtgebiet München, 1…6: Tarifzonen, nach außen aufsteigend). Die ehemaligen Ringe 1-4 wurden dabei zur Zone M zusammengefasst. Grafrath befindet sich in Zone 3/ 4. Warum 3 und 4?!  Je nach Zielort kann man sich bei allen Orten, die auf Zonengrenzen liegen, den jeweils günstigeren Tarif aussuchen.
Wie schaut das neue System nun aus? Den neuen Netzplan finden Sie hier (und für den Vergleich noch der alte Innenraum- und Gesamtnetzplan). Nach kurzer Umgewöhnungszeit erscheint einem das neue System relativ schnell klarer und einfacher – somit hätte die MVV ihr erklärtes Ziel in diesem Bereich erreicht.

B. Fahrpreisänderungen:
Die zweite Hauptänderung ist die Reduktion der meisten Fahrpreise – im Mittel sollen die Preise um 7% sinken, wofür nach eigener Aussage rund 70 Mio € bereitgestellt werden mussten. Die neuen Fahrpreise finden Sie hier (und falls Sie direkt vergleichen möchten, hier die alten).
Doch was bedeutet die Tarifumstellung nun konkret an Kosteneinsparung für uns? Wir haben uns beispielhaft 5 Fahrstrecken herausgesucht und den preislichen Unterschied vor und nach der Tarifumstellung verglichen. Um Verwirrungen zu vermeiden haben wir als Abfahrtsort durchgängig Grafrath gewählt – genauso gut hätten wir z.B. auch Kottgeisering, Jesenwang oder Landsberied wählen können, die alle in Zone 3/4 liegen und für die identische Tarife anfallen.

  1. Hin- und Rückfahrt von Grafrath in die Münchner Innenstadt – eine Person: nach wie vor am günstigsten mit einer Singletageskarte – nun jedoch für einen fast 20% geringeren Preis.
  2. Hin- und Rückfahrt von Grafrath in die Münchner Innenstadt – mehrere Personen: Gleiches gilt für die Gruppentageskarte. Möchte man mit der ganzen Familie oder mit Freunden z.B. in den Münchener Zoo oder an den Isarauen spazieren gehen, so fallen in Zukunft knapp 20% weniger Fahrkosten an.
  3. Auch das Pendeln in die Münchener Innenstadt wird etwas günstiger: 10% kann man sich bei der IsarCard für Zone 3 bis M in Zukunft sparen.
  4. Deutlich günstiger hingegen wird die Fahrt mit der Streifenkarte in der näheren Umgebung: Aufgrund des vereinfachten Zonensystems fallen z.B. für die einfache Fahrt nach Fürstenfeldbruck nur noch 2,80€, statt 5,60€ an. – Ein echter Anreiz, das Auto in der Garage zu lassen!
  5. Es gibt jedoch auch Strecken, die sich preislich nicht verändert haben oder sogar teurer geworden sind. Möchte man z.B. von Grafrath zum Kloster Andechs, so kann man dies zum unveränderten Preis mittels Streifenkarte.
    Hätte man jedoch einige Unterbrechungen der Fahrt z.B. für ein Mittagessen in Herrsching am Ammersee, vorgesehen und würde sich daher für eine Single Tageskarte entscheiden, so muss man künftig 16% mehr ausgeben, da die Tageskarte „Außenraum“ bisher relativ günstig war. Gleiches gilt für Gruppentageskarte im ehemaligen „Außenraum“.

Alles in Allem kann bestätigt werden, dass die meisten Preise zum Teil deutlich gesunken sind und dies eine Motivation zum Umstieg vom Auto auf die Bahn darstellt.  Im Einzelfall, v.a. bei Tageskarten im ehemaligen „Außenraum“, muss man jedoch genau vergleichen, welches Ticket das für die geplante Fahrstrecke günstigste ist.

Ein Tipp am Rande für alle, die bisher mit dem Auto zum Bahnhof gependelt sind – aufgrund der neuen Zonen ist in der Regel eine Anfahrt mit dem Bus zur Bahn ohne Zusatzkosten möglich, wodurch man sich zusätzlich noch Parkplatzsuche und Parkgebühren sparen kann!

Weitere Änderungen
Für Senioren: Eine weitere Änderung, die für Senioren zwischen 60 und 65 nicht erfreulich sein wird: Die bisherige IsarCard 60 wird nun zur IsarCard 65 – und wie der Name schon vermuten lässt darf diese erst ab 65 Jahren genutzt werden. Die MVV begründet dies mit der gestiegenen Lebensarbeitszeit. Für Senioren >65 jedoch erfreulich: Sie gilt durchgängig ohne die bisherige Beschränkung im morgendlichen Berufsverkehr.

Einführung eines Sozialtickets: Erstmalig wird es zudem ein Sozialticket geben – die IsarCard S. Für rund 30 bis 50€ – je nach ausgewählten Zonen – können nun Mitmenschen, die Hilfe zum Lebensunterhalt, Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung, Arbeitslosengeld II, Sozialgeld oder Leistungen nach Asylbewerbergesetz erhalten sowie Bürger, die ein soziales oder ökologisches freiwilliges Jahr absolvieren, ihr Grundbedürfnis nach Mobilität befriedigen. Genaueres ist hier nachzulesen. Dies kann jedoch als eine bereits lange überfällig gewesene Neuerung betrachtet werden.

Neue Regionalbuslinie: Des Weiteren gibt es ab dem 15.12. eine neue Regionalbuslinie: Die Linie 810 zwischen S+R Bhf. Mammendorf und S+R Bhf. Geltendorf fungiert als weitere Tangentialverbindung.

Für die Meisten stellt das neue MVV-Tarifsystem somit eine merkliche Verbesserung aufgrund vereinfachter Zonen und gesunkener Fahrpreise dar. Ob sich dies in einer steigenden Nutzung des ÖPNVs bemerkbar machen wird, bleibt jedoch abzuwarten.

(Foto: https://pixabay.com/de/photos/eisenbahn-zug-schienen-s-bahn-4262017/)