Einkaufen mit dem Rad am 06.November 21

Am Samstag fuhr eine kleine Einkaufsgemeinschaft von 5 Klimaaktiven mit dem Fahrrad zum Biolandhof Märkl in Landsberied. Nach einer wunderschönen Radlfahrt durch sonnigen Herbstwald wurden wir schon von Herrn Märkl auf dem Hof erwartet. Der Hof mit 28 Hektar, ca. 50 Rindern ist größtenteils auf Milchproduktion und Fleischerzeugung ausgelegt. Auf 1,1 Hektar wird aber auch Gemüse angebaut. Rote Beete, Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln. Auch Weizen, Dinkel und Roggen sind im Programm. Noch vom Großvater wurde der Betrieb vor 54 Jahren komplett auf Demeter-zertifizierte Biolandwirtschaft umgestellt. Damit hat der Hof zu den Pionieren gehört, Jahrzehnte bevor „bio“ zum Trend wurde. Damals war der Stall noch im Dorf, im Kirchweg, und die Kühe mussten jeden Tag durch den halben Ort auf die Weiden getrieben werden. Inzwischen ist der eigentliche Hof außerhalb des Ortes, in Richtung Schöngeising. Im ehemaligen Stall im Kirchenweg befindet sich jetzt ein kleiner Hofladen; daneben noch ein Garten mit ein paar Hühnern. Der Betrieb ist Bioland-zertifiziert, vermarktet seine Produkte zu 80% direkt über einen kleinen Hofladen im Ort und nur 20% gehen an den Biolandverband, was bei anderen Höfen mit Direktvermarktung wohl meistens umgekehrt ist. Nach und nach erfahren wir immer mehr über die Arbeit und die Situation auf
dem Hof.

 

Biobauer im Nebenerwerb – alles andere als ein Zuckerschlecken

Herr Märkl arbeitet noch in Teilzeit in seinem Lernberuf als Softwareentwickler, seine Frau in Vollzeit als Bäckereifachverkäuferin. Beide arbeiten mit unglaublichem Arbeitseinsatz und Herzblut auf dem Hof im Nebenerwerb. Sie sind eingesprungen und führen mit der Mutter den Betrieb weiter seit der Vater vor einem Jahr, krankheitsbedingt, komplett ausgefallen ist. Was bedeutet es einen Hof im Nebenerwerb zu führen? Noch vor der Arbeit im Sommer um 5 Uhr morgens auf den Acker, schnell vom Job runter zum Hof, wenn ein Lieferant kommt. Den Hofladen betreiben, einmal im Monat Fleischverkauf am Samstag. Immer in Bereitschaft für eine Rinderherde, bei der die Kälbergeburten nicht so einfach planbar sind. Heu machen, dafür auch auf zwei kilometerweit entfernte Wiesen fahren müssen und immer wieder das Thema „vieles ist einfach nicht planbar“. Es können 10 Tonnen Kartoffelernte werden, oder 2 Tonnen. Man muss sich überhaupt sehr gut in die Materie einarbeiten und genau wissen, was jedes Gemüse braucht und wie man als Biolandwirt Pilzen und Schädlingen beikommt – ohne den Einsatz von Pestiziden. Das Arbeitsaufkommen ist auch nicht gleichmäßig verteilt, sodass es in Hochphasen zu zweit kaum zu stemmen ist.

 

Tierhaltung wie man sie sich wünscht

Wir schauen zum Stall. Es ist ein Offenstall, in dem ein paar Kälber Heu fressen und wenige erwachsene Tiere stehen. Die Kälber sind neugierig, lassen sich streicheln und füttern, haben ein glänzendes Fell und machen auch sonst einen gesunden und lebhaften Eindruck. Wenn man den Blick schweifen lässt sieht man weitere Kühe malerisch auf der angrenzenden, hügeligen Weide grasen, dazwischen immer wieder Kälber, die auf diesem Hof die ersten 4 Monate beim Muttertier bleiben dürfen. Bei dieser Haltungspraxis gehen dem Bauern zwar 1000 L Milch pro Kalb verloren. Durch die artgerechte Aufzucht beim Muttertier sind die Kälber jedoch viel gesünder und, ein Antibiotikaeinsatz ist so gut wie nicht mehr notwendig ist. Die meisten Kühe haben Hörner, einige aber nicht. Auf Nachfrage erklärt uns Herr Märkl, dass es sich um Kühe der Rasse Charolais handelt, von denen eines ohne Horn auf die Welt gekommen war und dieses dann zur Zucht weiterverwendet wurde.

 

Ein rundes Konzept

Unsere Fragen sind alle beantwortet. Wir erfahren noch, dass die meisten Höfe unter 34 Hektar aufgeben, da sie zu wenig Ertrag abwerfen. Herr Märkl und seine Frau würden den Hof gerne hauptberuflich weiter führen, denn das Hin- und her zwischen zwei Jobs lässt sich auf Dauer nicht durchhalten. Dann müsste sich aber einiges ändern, damit die Familie vom Hof auch leben kann. Es läuft auf ein Gesamtkonzept hinaus, das auf mehrere Standbeine setzt. Ein neues Gebäude mit wenig Flächenverbrauch müsste her. Darin könnte der Hofladen unterkommen, damit die Wege ins Dorf schon mal entfallen. Zusätzlich mehr Stallfläche, damit die trächtigen Mutterkühe immer Platz finden, wenn zeitgleich sehr viele Tiere kalben, mehr Lagerplatz und unterm Dach Platz für 2 Ferienwohnungen für das Angebot „Ferien auf dem Bauernhof“. Für uns klingt das nach einer runden Sache! Vor allem, weil es eines sicherstellen würde: dieser Hof würde weitergeführt werden, mit Flächen, die nicht überdüngt, ausgelaugt oder nicht mit Pestiziden verseucht würden. Im Gegenteil. Hier hätte Artenvielfalt eine Chance. Außerdem ist so eine qualitativ hochwertige, regionale Versorgung für die Menschen, die hier einkaufen können Gold wert.

 

Inzwischen – durch die Pandemie – wissen wir ja, wie instabil Lieferketten sein können. Wir drücken die Daumen, dass es klappt, verabschieden uns und fahren noch zum Hofladen weiter, wo wir richtig „shoppen“ und auch noch Bestellungen für weitere Klimaaktive abholen. Voll bepackt und geht es wieder zurück. Ein wunderschöner Radl-Ausflug in Gesellschaft, viel gelernt, tolle Bilder im Kopf und Einkauf erledigt. Ein landwirtschaftlicher Betrieb, genau so, wie man ihn sich eigentlich wünscht
– und das auch noch direkt vor unserer Haustür! Danke an die Familie Märkl! Wir kommen wieder.

Nachtrag:
(Rückmeldungen der KöchInnen) „Das Fleisch war unglaublich. Super Qualität.“ „Die Rote Beete war ein Gedicht.“

 

Bericht: Heike Schiessel, Fotos; Galerie 1: Heike Schiessel, Galerie 2: Nina Faltermayr, Galerie 3:Cornelia Wiesmeier